BVfK-Wochenendticker 28. November 2015.2

-  Freier Kfz-Handel: Dem Ende entgegen oder durchstarten?

-  VW-Skandal vor dem schnellen oder dem dicken Ende ?

mobile-Preiserhöhung Teil 1 - Historie

-  mobile-Preiserhöhung Teil 2 - Ergebnisse der Händlerbefragung

-  Eigene Börse: 87% sagen ja!

Eigene Börse: Inverstitionsbereitschaft durchschnittlich 428,- €

-  Eigene Börse:  Kompetenzteam tagt

-  31. Dezember -  Verjährung beachten. Forderungsverlust droht!

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Sehr geehrte BVfK-Mitglieder,

entweder stehen Teile des Freien Kfz-Handels kurz vor dem Ende oder er wird innerhalb der nächsten zehn Jahre zur dominierenden und erfolgreichen Alternative für den immer unbedeutenderen Vertragshandel werden, da deren Vertreter in völlig unfreier Abhängigkeit immer mehr zu schlecht funktionierenden Marionetten der Hersteller werden.

Beides ist möglich, Letzteres ist wünschenswert, realistisch und notwendig, aber in Anbetracht der Gesamtsituation auch recht unwahrscheinlich.

Es gab seit Gründung des BVfK kein Jahr mit so vielen bedeutenden Ereignissen, die deutlich machen, wie groß die Chancen sind und wie vergleichsweise schwach gleichzeitig die Energie und Investitionsbereitschaft zur Prävention ist.

Was ist zu tun? Das Programm hat der BVfK sukzessive vorgelegt:

Die Zukunft heißt „Digitaler BVfK“ oder „Digitaler Freier Kfz-Handel“ unter Ausnutzung aller sich bietenden Möglichkeiten.

Das Ganze beginnt mit dem Versuch, mit einer eigenen Börse Selbstständigkeit zu erlangen, sowie Gestaltungsspielräume zu entwickeln und zu nutzen. Es geht weiter mit der Beseitigung der unerträglichen Situation der rechtlichen Schlechterstellung des freien Handels, der kaum Rückgriffsmöglichkeiten für Reklamationskosten hat, die vom Hersteller verursacht werden.

Es gilt die Übermacht der Hersteller zu beenden, die nur mit der Wimper zucken und mit dem Verlust von Arbeitsplätzen drohen müssen, um die forschen Politiker in die Schranken zu weisen.

Sehen wir der Realität ins Auge! Tachomanipulation dieses Ausmaßes und den daraus folgenden Imageschaden gäbe es nicht und die meisten Aktivitäten zur Verifizierung der Laufleistung wären überflüssig, wenn die Hersteller alle technischen Möglichkeiten zur Verhinderung ausschöpfen würden. Ihre Vertreter erscheinen jedoch nicht einmal mehr zu den entsprechenden Arbeitsgruppen der Bundesregierung.

Der Freie Handel hat die Chance, die Zukunft zu gestalten und den Markt zu erobern – und insbesondere ein Gegengewicht zur Herstellermacht zu werden, so wie es in anderen Handelsbereichen längst funktioniert, wo Handelsketten stellenweise sogar mehr Macht besitzen, als die Hersteller der Produkte.

Dies sind die Richtung und das Ziel. Der BVfK kennt den Weg. Es ist ein sehr langer und schwieriger Weg. Wer die Zukunft sichern will, muss ihn gehen.

Jeder möge sich nun entscheiden, denn die Zeit ist reif. Jeder soll mitentscheiden und mitmachen, denn die Aufgabe lässt sich nicht von ein paar Funktionären bewältigen. Wir vom BVfK stellen uns gerne diesem Auftrag, wenn Sie, verehrte BVfK-Mitglieder uns diesen erteilen. Wir versprechen, besonnen und verantwortungsbewusst zu handeln und Bestmögliches zur Realisierung zu leisten.

Denn wir wollen immer noch nichts anderes als:

"Alles Gute für Ihren Autohandel"


Ihr

Ansgar Klein

Geschäftsführender Vorstand
Bundesverband freier Kfz-Händler BVfK e.V.

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VW-Skandal vor dem schnellen oder dem dicken Ende ?

Ein Plastikgitter für weniger als einen Euro und ein kurzes Software Update und schon sind alle Probleme gelöst! Das meinen jedenfalls VW und das Kraftfahrtbundesamt.

Und es kommt sogar noch besser: Im Realbetrieb erreichen die aktuellen VW Motoren Bestwerte und selbst die mit der Schummelsoftware liegen laut AutoMotorSport über dem Durchschnitt.

Behält der BVfK tatsächlich mal wieder recht und werden rückblickend einmal alle fragen, was das eigentlich für ein Sturm im Wasserglas war und wer uns da alles mal wieder so vor sich her getrieben hat?

War es die US Autoindustrie, die pünktlich zu IAA die Bombe hat platzen lassen?

Waren es die Journalisten, die koste was es wolle Skandale erfinden, aufbauschen und ausschlachten?

Sind es honorargierige Anwälte, die sich sofort alle erdenklichen Internet-Domains sichern lassen und in kürzester Zeit Tausende von Mandanten rekrutieren, für die sie dann nicht mehr tun, als ein Standardschreiben mit Bitte um den Verzicht auf die Einrede der Verjährung zu verschicken, wie man es kostenlos bei den Verbraucher- und Automobilverbänden zum Download findet?

Wir erinnern uns: Der BVfK hat den VW-Skandal von Beginn an als vergleichsweise banal bezeichnet und u.a. darauf hinwiesen, dass das alles nichts Neues ist, denn wir haben in der MOTION bereits im Jahr 2013 über Manipulationen bei den Abgastest berichtet. Wir haben juristisch hinterfragt, worin denn eigentlich der kaufrechtliche Mangel liegt, von dem alle automatisch ausgingen. Wenn jemand nach dem Test etwas ausschaltet, ist doch nicht automatisch der Test manipuliert. Und wir haben nach der Verantwortung der Politik gefragt, die lt. TÜV Nord den Prüfern auf Drängen der Autoindustrie verboten hat, die Motorsoftware zu untersuchen.

Ja, es kann nicht schaden, nicht mit der Meute zu heulen und zwischendurch mal die Gesamtperspektive zu betrachten, wenngleich wir nach wie vor mitten im Problem stecken, denn VW hat bisher nur mittelbar zugesagt, sich auch um die Autos der freien Händler zu kümmern und der rechtliche Weg zum Herstellerrückgriff führt laut einer gutachterlichen Ausarbeitung des BVfK-Juristen Moritz Groß über Dünnes Eis. 

Auch wenn der Optimismus steigt, dass auch der Freie Handel einigermaßen schadlos aus der VW-Krise rauskommt, bleibt es vorläufig dabei: Es gilt umsichtig und sorgfältig jeden Einzelfall zu prüfen und individuell zu lösen. Wie bereits am Mittwoch erwähnt, ist dringend vor einer generellen Zurückweisung der Forderungen abzuraten, denn sie öffnet den Gegnern in vielen Fällen den Weg zu risikoreichen und teuren Gerichtsverfahren.

Vertrauen Sie lieber auf die ganzheitliche BVfK-Strategie, die mit dafür gesorgt hat, dass von Verbraucherseite nur vereinzelt gegen Freie Händler vorgegangen wird. Es dürften auch die differenzierten juristischen Stellungnahmen des BVfK gewesen sein, die mit dafür gesorgt haben, dass nicht nur die Verbraucherverbände von Klagen gegen Freihändler abgeraten haben, sondern auch die Rechtschutzversicherungen die Deckungszusage für Verfahren gegen Freie Händler überwiegend  verweigert haben.

Wer also Hilfestellung benötigt, kann sich jederzeit an die BVfK-Rechtsabteilung wenden, die auch ein umfangreiches Informations- und Maßnahmenpaket zum Umgang mit den Folgen des VW-Skandals bereithält.

Anfragen an rechtsabteilung@bvfk.de

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mobile-Preiserhöhung Teil 1 - Historie

2000 : Für 69,- DM (35,- €) konnte man vor 15 Jahren unbegrenzt viele Fahrzeuge bei mobile.de anbieten. Kurz darauf verdreifachte sich der Preis.

2004: Mobile.de führt im Mai ein Staffelsystem ein. Kommen kleine Händler seitdem billiger weg, wird es für die Großen deutlich teurer. „Bei höheren Volumina tritt eine Preissteigerung von 300- 400 % ein“, klagt der VW-Händlerverband, stößt aber bei seiner Forderung nach Rabatten lt. Medienberichten auf Granit.

2007: Große Aufregung bei den Händlern. Mobile.de hatte die Preise kräftig erhöht und es folgte eine Kündigungswelle. Doch man blieb in Berlin Dreilinden gelassen: „Sie kommen alle wieder!“ -  und so war es auch.

2011: Ganz anders die Reaktion vieler Händler, als man im September 2011 die Preise um durchschnittlich 33 % erhöhte: Viele meinten, nunmehr auf Autoscout 24 verzichten zu wollen, und damit die Preiserhöhung aufzufangen. Auch diese bedenkliche Entwicklung führt weiter zu monopolähnlichen Zuständen.

201484% Mehrkosten bei einem Bestand von über 1.000 Inseraten. Für die meisten wird es um mindestens 30% teurer.

2016: 11-22% - verlangt mobile.de ab 1. Januar. Die Reaktionen der BVfK-Händler sind geteilt.

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mobile-Preiserhöhung Teil 2 - Ergebnisse der BVfK-Händlerbefragung

Was sagen die BVfK-Mitglieder zur nächsten Preisrunde bei mobile.de?

Die Preiserhöhung ist kein Problem, denn wir haben 15 Jahre von deutlich günstigeren Werbekosten profitiert, als in den 1990er Jahren für Printwerbung aufgebracht werden mussten,meinten 9%.

Mobile.de missbraucht ein Quasi-Monopol. Es müssen Gegenmaßmaßnamen erfolgen, meinten 82%.

Leistung und Kosten stehen bei mobile.de in einem adäquaten Verhältnis, was letztendlich dazu beiträgt, dass es dem Freien Kfz Handel vergleichsweise gut geht, meinten 18%.     

Eigentlich reicht auch eine Börse aus. Ich werde an anderer Stelle meine Werbeausgaben kürzen und so die Preissteigerung ausgleichen, meinten 4%.

Wir müssen Autoscout24 stärken um mehr Wettbewerb zu fördern, meinten 41%.

Eine eigene Kfz-Internetbörse wird wichtiger, denn je. Ich bin bereit, mich durch präventive Investition an dieser Zukunftsaufgabe zu beteiligen, meinten bei dieser Umfrage 50%.

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Ergebnisse der BVfK-Händlerumfrage:

"87% wollen eine eigene Börse!"

Die Zeit ist reif für eine eigene Börse, über die der freie Kfz Handel selbst bestimmt. Das meinen 87 % der an der vorausgehenden Meinungsumfrage teilgenommenen Händler, zu denen wir auch Nichtmitglieder eingeladen haben. 7 % waren sich nicht sicher, 6 % verneinten diese Frage. 

Auch die Bereitschaft, in eine neue Börse zu investieren, ist groß: 75% beantworten diese Frage mit ja, 18% wären eventuell dazu bereit, 7% lehnen dies ab.

Im Durchschnitt sind die Händler bereit, monatlich 428,- € in das Projekt zu investieren.

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Projekt "Eigene Börse" - Kompetenzteam tagt

Wir meinen, aus den Berfragungen ergibt sich ein klarer Auftrag. Daher wurde bereits am gestrigen Freitag die nächste Runde eingeläutet. Beim BVfK in Bonn trafen sich Vertreter des zuständigen Kompetenzteams mit erfahrenen Internetdienstleistern und erörterten unterschiedliche Realisierungsmöglichkeiten. Die Perspektive: Minimale Kosten für die Plattform, ein möglichst großes Werbebudget zur Erzeugung von Traffic.

Allerdings: Wird das BVfK-Projekt „Eigene Börse“ klappen, bzw. erfolgreich werden? Die Bedenken sind groß, wenn nicht sehr groß und das mit Recht, wenn man sieht, wer schon alles gescheitert oder gestrandet ist. Selbst bei PKW.de haben die lt. eigenen Angaben investierten 5 Werbe-Millionen nicht am Status der beiden großen Börsen kratzen können.

Wir glauben, man kann beides tun: Bedenken und Negativerfahrungen berücksichtigen und es dennoch versuchen. Es kommt darauf an, umsichtig und reaktionsschnell zu agieren und nicht verbohrt einer unrealistischen Vision hinterher zu laufen. Vor wenigen Jahren hätte niemand geglaubt, dass man über GOOGLE Autos verkaufen kann. Heute investieren die BVfK-Mitglieder bereits ca. 1/3 ihres Werbebudgets in diesen Kanal.

Man bedenke: Was könnten wir mit einem Budget bewegen, welches sich allein aus dem Volumen einer einzigen Preiserhöhung speist? Diese Frage stellen wir uns nun bereits zum 6. Mal und Sie, verehrte BVfK-Mitglieder können nun mitentscheiden, ob aus dem „könnte“ ein „werden“ wird und mitgestalten, ob das „werden“ auch gut wird. 

Nutzen Sie hierfür die immer noch geöffnete Online-Abstimmung: https://www.bvfk.de/bvfk-handelsplattform/

Jetzt mithelfen, die Zukunft des Freien Kfz-Handels zu gestalten!

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31. Dezember -  Verjährung beachten, sonst droht Forderungsverlust!

Am 31.12.2015 tritt für die meisten Forderungen aus 2012 die Verjährung ein. Die Frist beginnt mit Schluss des Jahres, in dem der Anspruch entstanden ist. Eine Mahnung hemmt i.d.R. die Verjährung nicht. Hierzu muss vor Jahresende entweder Klage erhoben oder ein Mahnbescheid beantragt  werden. Unterstützung leistet auch hier die rechtsabteilung@bvfk.de

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